Die Carte Originale et particuliere da la Bosnie dans son entier la prémiere donnée au public (Maßstab ca. 1:560.000) wurde von Etienne Briffaut im Jahre 1738 in Wien herausgegeben. Sie ist ein auf Seide gedruckter Kupferstich. Briffaut wurde im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts in Saulxures-sur-Moselotte geboren und war unter anderem in Wien als Buchhändler und Verleger tätig. 1734 brachte er dort seine erste Karte heraus, die den polnischen Thronfolgerkrieg zum Thema hatte. Gewidmet wurde die hier gezeigte Karte Feldmarschall Ludwig Andreas Graf von Khevenhüller (1683-1744), der sich kurz vor der Herausgabe der Karte im Russisch-Österreichischen Türkenkrieg bewährt hatte. Dieser Krieg war auch der Entstehungsgrund dieser Karte, welche die militärischen Auseinandersetzungen mit den Osmanen visualisiert.
Die Karte reicht vom westlichen Kroatien im Westen bis nach Belgrad im Osten und vom südlichen Ungarn bis ins nördliche Montenegro im Süden und beinhaltet somit ganz Bosnien, das zur damaligen Zeit ein Teil des Osmanischen Reiches war. Die geographischen Längen- und Breitenangaben erscheinen in 0,5° Schritten am Kartenrand. Zudem sind die Namen der Himmelsrichtungen vorhanden. Als Nullmeridian wählte Briffaut die Kapverdischen Inseln. Der Maßstab wurde in graphischer Form in Milliaria Germanica und Hora im rechten unteren Eck der Karte platziert. Darüber erscheint ein Zeichenschlüssel, der Signaturen für Städte, Märkte, kleinere und größere Befestigungsanlagen (Varasdin, Gradiska, Belgrad usw.) und Wachposten der Habsburger und Osmanen enthält.
Überall in der Karte sind aktuelle und historische Kriegsschauplätze, Marschrouten und Lager der Habsburgischen und Osmanischen Armee zu sehen. Südlich von Banja Luka ist die Jahreszahl 1737 vermerkt. Damit will Briffaut wohl auf die Niederlage der Habsburger bei der Belagerung der Stadt hinweisen. Eine zweite Jahreszahl ist bei Zenta eingetragen. Diese erinnert an die dort stattgefundene Schlacht im Jahre 1697, bei der die Habsburger unter Prinz Eugen von Savoyen die Osmanen schlagen konnten und die das Ende des Großen Türkenkriegs (1683-1699) bedeutete. Zudem sind quer über das Kartenbild strichlierte Linien zu sehen. Sie stellen jene Grenzen dar, welche 1718 im Friede von Passarowitz zwischen den Habsburgern und den Osmanen ausverhandelt wurden. Die Gebirgsdarstellung erfolgte in Bergfigurenmanier. Einige Berge sind auch benannt worden, wie zum Beispiel der bosnsische Berg Ulak.
Petra Svatek
Quellen und weiterführende Literatur:
Virginia AKSAN, Ottoman Wars 1700-1870: An Empire Besieged, Routledge 2007.
Johannes DÖRFLINGER, Die österreichische Kartographie im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Privatkartographie zwischen 1780 und 1820. Band 1, Österreichische Karten des 18. Jahrhunderts, Wien 1984.
Grete MECENSEFFY, Khevenhüller, Ludwig Andreas Graf von Khevenhüller-Frankenburg, in: Neue Deutsche Biographie 11, Berlin 1977, 571-572.
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Vielen herzlichen Dank an die Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung, welche mit Ihrerer finanziellen Unterstützung eine Restaurierung ermöglichte und damit zum Erhalt dieses wertvollen Kulturgutes beigetragen hat.