Die Karte Middel-landtsche Zee (Maßstab 1:5,000.000) wurde 1668 in Amsterdam von Arnold Colom (1624-1668) herausgegeben. Colom war ein Kartograph, Kupferstecher und Buchhändler und fertigte vor allem Seefahrerkarten an, die unter anderem im Zee Atlas ofte Water-Weereldt (1654) veröffentlicht wurden. Die Karte reicht von der Algarve im Westen bis nach Kleinasien im Osten und von Südfrankreich im Norden bis ins nördliche Afrika im Süden und ist in zwei sich überlappende Teile gegliedert: der westliche Bereich des Mittelmeeres ist oben dargestellt, der östliche unten. Sie entstand zu einer Zeit, als die Niederlande die bedeutendste Seefahrernation waren und die Kartographie in Amsterdam ihre Blüte erlebte.
Angaben zur geographischen Länge und Breite fehlen sowohl am Kartenrand als auch innerhalb der Karte. Der Maßstab wurde in graphischer Form in Duytsche mylen, Spaansche mylen und Engelsche en Fransche mylen angegeben. Die Karte ist im Portolanstil konzipiert worden und weist daher alle Charakteristika dieses speziellen Kartentyps auf. Portolankarten entstanden ab dem 14. Jahrhundert und dienten dem besseren Navigieren auf See. Ab den 1570er Jahren wurden Portolankarten immer mehr von Karten mit Mercatorprojektion abgelöst. Daher kann diese Karte in ihrer Darstellungsmethode im 17. Jahrhundert bereits als veraltet bezeichnet werden. Portolankarten sind auf einem Liniennetz konstruiert, wobei sowohl der Zentralpunkt als auch alle umliegenden 16 Punkte jeweils mit Linien verbunden sind und eine Windrose ergeben. Drei dieser Punkte sind in der Karte von Colom besonders schön ausgestaltet worden. Sie zeigen als Windrosen konzipiert die Himmelsrichtungen an. Die Küsten sind einigermaßen genau wiedergegeben. Alle wichtigen Hafenstädte sind eingetragen. Hingegen ist das Landesinnere von Eintragungen weitgehend frei geblieben. In der Karte von Colom kommen einige Landes, Gebiets- und Landschaftsbeschreibungen vor (Provence, Natolia, Dalmatia, Syria, Cypria usw.). Punkte visualisieren Sandbänke, Kreuze Klippen.
Zwei Listen geben die kleineren und in der Karte nur mit Zahlen versehenen Inseln des westlichen und des östlichen Mittelmeeres wieder. So bedeuten die Zahlen 59, 60 und 67 zum Beispiel die Inseln Ischia, Capri und Stromboli.
Petra Svatek
Quellen und weiterführende Literatur:
Isabelle RAYNAUD-NGUYEN, Portolan, in: Ingrid KRETSCHMER, Johannes DÖRFLINGER, Franz WAWRIK, Lexikon zur Geschichte der Kartographie. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg, Band 2, Wien 1986, 617-623.
Richard PFLEDERER, Finding their way at sea: the story of portolan charts, the cartographers who drew them and the mariners who sailed by them, Houten 2012.
Ronald Vere TOOLEY, Tooley's Dictionary of Mapmakers (New York 1979).
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